Freitag, 3. Juni 2016

Ein Beitrag für den IWWIT-Blog „Vom ersten Tag an führten wir eine offene Beziehung – die immer sehr eng war.“

Ich hab mich sehr gefreut als das IWWIT-Team mich fragte, ob ich einen kleinen Beitrag über meine Ehe mit dem besten Ehemann von allen* schreiben kann. (* Anleihe bei Ephraim Kischon)
Hier könnt ihr lesen, was daraus geworden ist, aber vorab noch einige Worte zu den Diskussionen, die auf der Facebook-Seite von IWWIT (ICH WEISS WAS ICH TU) geführt wurde. Die Beziehung mit meinem Mann ist unsere Beziehung und kein Vorbild, schon gar keine Empfehlung an andere. Jede*r muss für sich herausfinden und entscheiden, welche Beziehungsform passt. Beleidigungen sind da völlig unangemessen. Leider warf man mir vor, ich würde auf alles und jeden springen, der nicht schnell genug den Baum hoch kommt, oder auch dass es kein Wunder sei, dass ich HIV-positiv bin. Das finde ich alles schade, ich habe niemandem etwas getan und bewerte andere Beziehungen grundsätzlich nicht. Warum werde aber ich in diesem Fall so herabgewertet?
Aber lest selbst. Ein paar Kommentare könnt ihr unten dann lesen.
Und bei Interesse schaut mal auf http://www.iwwit.de/blog/ vorbei 😉
Anderen zu gefallen ist okay, darf aber nicht zum Kompass des eigenen Handelns werden. Fähnchen im Wind haben wir schon genug, findet Björn, der sich zu dem Thema „offene Beziehungen“ seine Gedanken gemacht hat.
Die meisten Männer haben gerne Sex, und bei schwulen Männern ist das nach meiner Erfahrung nicht anders. Eine Umfrage aus Großbritannien kommt zu dem Ergebnis, dass 41 Prozent von etwa 1.000 befragten schwulen Männern eine offene Beziehung führen, oder geführt haben. 75 Prozent davon finden diese Beziehungsform „großartig“. Auch wenn die Ergebnisse nicht komplett auf Deutschland zu übertragen sind, gibt es doch sicherlich sehr viele bei uns, die das ähnlich sehen. Ich lebe zum Beispiel auch in einer offenen Beziehung, außerdem kenne ich wenige wirklich monogame Schwule. Auf der Facebook-Seite von ICH WEISS WAS ICH TU ergab sich letztens unter einem Post zum Thema „Offene Beziehungen“ eine lebhafte Diskussion, an der ich mich dann beteiligte.
Ich war ziemlich überrascht wie sehr die Meinungen auseinandergingen und geschockt, wie hart diejenigen kritisiert und angegangen wurden, die in offenen Beziehungen leben. „Wieso denken Schwule eigentlich immer nur an Sex?“ „Man muss doch die Partner nicht wie Unterwäsche wechseln!“, oder „Dann braucht man keine Beziehung; da wird das Klischee über die Schwulen wieder komplett bestätigt“ konnte ich da lesen.
Es ärgert mich, dass manche Schwule ebenso homophob argumentieren, wie manche Heteros. 
Aufgefallen ist mir dabei, dass es eine Angst gibt, die Klischees zu erfüllen. Scheinbar gibt es eine ganze Reihe schwuler Männer, die sich eher anpassen als die eigene Bedürfnisse zu erkunden und authentisch zu leben. Studien zeigen etwa 57 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen gehen fremd. Bei schwulen Männern kann man sich die Wahrscheinlichkeit von „echter Treue“ (also auch in den so genannten monogamen Beziehungen, wo dann hinter dem Rücken des anderen fremdgegangen wird) also ausrechnen. Was ich mir allerdings sehr gerne anschauen würde, wäre die Zahl der Kommentatoren, die mich und andere kritisieren, selbst aber nicht anders handeln als ich … Kein Mensch hat das Recht über die Beziehung anderer zu urteilen!
Ich habe meinen Mann vor knapp fünf Jahren kennengelernt und es ging alles sehr schnell: nach einem Jahr waren wir verlobt, ein Jahr später verheiratet. Vom ersten Tag an führten wir eine offene Beziehung – die immer sehr eng war. Wir gehen in allen Dingen offen und ehrlich miteinander um. Genau das finde ich entscheidend: dem Partner nichts verheimlichen zu müssen. Wir schätzen diese Ehrlichkeit beide sehr, auch wenn das manchmal nicht ganz leicht ist.
Das Wort „offen“ bezieht sich auch auf unsere Kommunikation.
Aus meiner Sicht decken sich auch nicht unbedingt die sexuellen Bedürfnisse beider Partner, das müssen sie auch nicht. Es stört mich nicht, wenn mein Mann Dinge, die ich nicht mag, mit anderen macht – im Gegenteil. In offenen Beziehungen wird das jedenfalls thematisiert und das ist schon mal ein wichtiger Schritt. Wenn man sich nicht traut etwas anzusprechen, ist das ein Problem. „Offen“ bezieht sich auch auf unsere Kommunikation.
Allerdings hat mich die Schärfe der Kritik wirklich überrascht. Ich hatte das Gefühl für das „schlechte Bild“ der Schwulen in der Gesellschaft verantwortlich gemacht zu werden. Scheinbar habe ich einen wunden Punkt getroffen. Mein Mann und ich verstecken uns und unsere Bedürfnisse nicht, sondern leben sie aus und sind damit glücklich!
Etwas nicht zu tun, weil andere das bewerten, ist nach meiner Überzeugung der falsche Weg. Anderen zu gefallen ist okay, darf aber nicht zum Kompass des eigenen Handelns werden. Fähnchen im Wind haben wir schon genug. Wichtig ist mir dabei nochmal klarzumachen, dass ich nicht über andere urteile. Wer für sich entschieden hat, monogam zu leben, soll das tun. Jeder sollte den Weg gehen, der den eigenen Bedürfnissen entspricht. Kompromisse einzugehen, nur um nicht Single zu sein, oder Moralvorstellungen anderer zu erfüllen: Nein Danke!

Kommentare: 
"Wisst ihr was das nennt man Freunde mit gewissen Vorzügen das ist doch keine Partnerschaft !genauso bekloppt wie wir heiraten als beste Freunde wegen den Steuer Vorteilen!kann und will ich nicht verstehen!offene Beziehung ?nein danke!"
"Offene Beziehung für Leute die auch sex mit anderen brauchen , weil der eigene Partner nicht ausreicht. Ich brauche so was nicht. Mir reicht ein typ voll kommen aus."
"Wer fremdgeht ist das letzte. Es gibt entweder Beziehung, oder Freiheit. Ich war auch einmal so beziehungsunreif und meinte, offene Beziehung funktioniert. Bullshit!"
"Das man ,, Sowas,, überhaupt als Beziehung bezeichnet stößt bei mir auf Unverständnis. Entweder bin ich Single und hab mit Anderen Sex oder ich bin in einer Beziehung und habe nur den Einen. Nennt es lieber Freundschaft + , denn mehr ist das auch nicht."

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