Sonntag, 12. Juni 2016

Wo Licht ist, bleibt auch Schatten. Meine Eindrücke vom #HLM2016AIDS der Vereinten Nationen "ending AIDS by 2030"





"Auf der Überholspur" wollen die Vereinten Nationen AIDS(-Erkrankungen) und die Epidemie bis 2030 wirksam bekämpfen.


Bereits im Vorfeld gab es Ärger, da einige Staaten LGBT*IQ-Organisationen ausschließen wollten. Die Resolution ist und bleibt eine politische Erklärung und damit leider immer ein Minimalkonsens. Die Hauptbetroffenengruppen nicht, oder nur teilweise zu benennen, ist ein Fehler, aber zum Glück haben nicht nur einzelne Staaten sehr deutlich gemacht, dass sie ihr Engagement im Kampf gegen die weltweite Epidemie ausweiten wollen und so ein gutes Beispiel geben. Dazu gehören unter anderem die USA, die Niederlande, die Schweiz, Frankreich und Deutschland. Weitere sicher auch noch, das muss ich später im (wahrscheinlich einige hundert Seiten langem) Protokoll nachlesen - und dann hier ergänzen.

Deutschland hat schon mit der Zusammensetzung der offiziellen, sehr breit aufgestellten, Delegation ein deutliches Zeichen gesetzt. Als Vertreter der positHIVen Community in der Delegation hatte ich die Ehre die Eröffnung in der ersten Reihe mit dem Minister und dem Deutschen Botschafter mitzuerleben. Dafür hat sogar eine Bundestagsabgeordnete auf einen Sitzplatz im Plenarsaal der Vereinten Nationen verzichtet. Liebe Mechthild Rawer, vielen Dank dafür! So saß ich als Repräsentant Deutschlands an der Seite des Ministers im Plenum. Vielen Dank für diese große Ehre!

Meine Rolle als "Selbsthilfe-Vertreter" ließ mir große Freiräume in der Teilnahme an diesem High-Level-Meeting. Ich habe sehr viele Gespräche im Plenum und in den Side-Meetings und Panel-Discussions geführt und mich mit anderen Organisationen und auch nationalen Delegationen vernetzt.

Ein Highlight waren sicherlich die Gespräche mit der Delegation Kubas. Der Gesundheitsminister Roberto Morales Ojeda wurde von der Leiterin des Institutes für Sexualaufklärung und Antidiskriminierung Dr. Mariela Castro Espín begleitet. Bei meinen Besuchen in Kuba wurde mir schon Frau Castro berichtet und ihre Arbeit gelobt. Ich bin sehr froh, dass ich mehrmals mit ihr sprechen konnte. Wir haben uns rasch auf einen inhaltlichen Austausch zu den Themen verständigt auf den ich mich sehr freue. Die neue HIV und STI-Strategie (BIS 2030) war rechtzeitig zum HLM fertig und wurde mit großem Interesse gerade in Kuba und den Mittel und -Südamerikanischen / Karibischen Delegationen aufgenommen. Ich werde versuchen eine Übersetzung ins Spanische zu ermöglichen und sie den Kolleg*innen dort und vor allem den LGBT*IQ-Organisationen zur Verfügung zu stellen.

Nach dem wirklich schon sehr beeindruckendem ersten Tag hatte ich am Vormittag "Plenardienst" mit dem Minister und so die Möglichkeit zum Austausch mit ihm über die Arbeit der PositHIVen Gesichter, der einzelnen Landesnetzwerke und der Präventionskampagnen HESSEN IST GEIL! und die Zusammenarbeit mit der DAH und IWWIT. Ich bin froh, dass wir mit der neuen HIV, STI und Hepatitis-Strategie ein neues, übergreifendes Konzept für die Prävention haben, um auf neue Herausforderungen zu reagieren. Dabei aber nicht vergessen, wie wichtig auch Selbsthilfe und Menschen mit HIV für die Prävention sind, denn Prävention ist nunmal nicht allein Infektionsvermeidung. Es ist sehr motivierend den Minister nicht nur als "starken Mann" im Hintergrund zu haben, sondern an unserer Seite zu wissen.

Am Nachmittag habe ich mich dann auf meine Rede beim Empfang im Deutschen Haus, der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen, vorzubereiten. Man hatte mir erst ganz nebenbei mitgeteilt, dass nicht nur unser Minister und Botschafter anwesend sein würden, sondern auch noch so fünf, sechs andere Minister und Delegationen. Isch waar e bissje nervööös (wie der Hesse so sagt).

Das Echo auf meine Rede (die ihr hier im Wortlaut und der Übersetzung nachlesen könnt) war wirklich beeindruckend für mich und ich bin froh damit auf Ohren und Herzen gestoßen zu sein, um weiter gemeinsam gegen Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung zu kämpfen.

Auch für mich ist es unerlässlich die "Hauptbetroffengruppen" klar zu benennen. Leider müssen wir auch explizit schriftlich deutlich machen, wer nicht diskriminiert werden darf, wem die Einreise nicht verwehrt werden darf und wer ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung hat. Ich bedauere wirklich, dass nicht alle "Keypopulations" in der Resolution benannt wurden.

Schwule Männer und Männer, die Sex mit Männern haben.
Sexarbeiter*innen.
Trans*Menschen.
Junge und heranwachsende Mädchen und Frauen.
Menschen, die Drogen nutzen.

(All diese) Menschen dürfen nicht länger diskriminiert, stigmatisiert und ausgegrenzt werden!

Wir können nur dann einen erfolgreichen Kampf gegen AIDS-Erkrankungen und HIV-Infektionen führen, wenn wir Menschen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten, zu leben, wie es ihnen entspricht. Frei und in voller Menschenwürde! Wir brauchen dazu überall Gesetze, die Diskriminierung ächten und wir müssen diese Gesetze auch durchsetzen.

Ich unterstütze die Gedanken, eine*n LGBT*IQ-Beauftragt*en der Vereinten Nationen zu installieren, um deutlich zu machen, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind. Abweichende Haltungen und Handlungen dürfen nicht hingenommen werden.

Aus dem ersten Plenum blieb mir ganz besonders der Vietnamesische Gesundheitsminister in Erinnerung, er teilte seine Redezeit mit einer jungen, HIV-positiven Frau aus seinem Land, die sich für die HIV-Medikamente bedankte: "Sie haben mir mein Leben wieder geschenkt, schenken Sie nun auch anderen Menschen mit HIV deren Leben zurück".

Am Mittwoch nahm ich morgens wieder am Plenum teil und ging dann in eine Podiumsdiskussion zum Thema "Niemanden zurücklassen: Stigma und Diskriminierung mit Sozialgesetzgebung und inklusiven Ansätzen bekämpfen". Hierfür habe ich mich extra umgezogen und bin mit meinem organgenen T-Shirt von unserem Netzwerk PRO+ Hessen zur Sitzung gegangen (ihr seht mich im Bild unten am linken Rand auf dem Platz Deutschlands 😉). Ich war erstaunt, wie viele Staaten eine zum Teil sehr eigenwillige Auffassung von Diskriminierung haben und wer Berater in Belangen Diskriminierung sein sollen. So will der Sudan mit Gottes Hilfe HIV-Infektionen vermeiden und dazu lässt sich die Regierung von Mullahs beraten - AIDS wegbeten sozusagen. Mir scheint, man kann es nicht jedem Staat frei lassen zu entscheiden, was Diskriminierung bedeutet und wer vor Diskriminierung geschützt werden muss.

In dieser Diskussion gingen die Niederlande und Frankreich, beide durch die Ministerinnen auf dem Podium vertreten, deutlich voran und zeigten auf, wie man eine moderne Politik gestalten will: Einbeziehung der "Betroffenengruppen", der Selbsthilfe, Antidiskriminierungspolitik in Gesetzgebung und öffentlichen Kampagnen bis hin zur Entkriminalisierung von Menschen mit HIV und Zusammenarbeit mit den Justizbehören zur Verbesserung des Informationsstands von Richtern und Staatsanwälten.

Besonders gefreut habe ich mich auch über zwei weitere Beiträge in diesem Panel:

Sergio López aus Paraguay, Aktivist von SOMOSGAY und dem GayLatino-Netzwerk.
Er machte uns allen sehr deutlich, wie sich die Situation eines jungen Mannes aus einem der homophobsten Ländern der Welt darstellt. Und er kritisierte die Resolution, weil "schwule Männer, Trans*Menschen und andere Hauptbetroffenengruppen nicht erwähnt, kriminalisisert und so unsichtbar gemacht wurden". Er kritisierte weiter, dass fast alle Nationen AIDS sofort beenden könnten, wenn sie nur das Geld dafür auch einsetzen würden anstatt es in das Militär und andere Dinge zu investieren. "Wir brauchen mehr ehrlichen politischen Willen und Engagement. Wir brauchen mehr globale Solidarität für diese humanitäre Antwort auf HIV & AIDS, um wirklich niemanden zurückzulassen". Und weiter "Wenn wir etwas aus dem 20. Jahrhundert gelernt haben, ist es das, wenn immer es zu Ungleichheiten kommt, werden Minderheiten an den Rand der Gesellschaft gedrängt und müssen unter Ausgrenzung und Diskriminierung leiden". Vielen Dank, Sergio, für dieses starke Statement!

In der zweiten Hälfte des Panels sprach dann noch Laxmi Narajan Triptahi, Trans*Aktivistin aus Indien: "Warum sind Pharmafirmen so wichtig? Warum zwingt die Pharmaindustrie keine Länder in die Knie? Und auch das mächtigste Parlament der Welt, die Vereinten Nationen, knien heute nieder", warft Laxmi den Vertretern der Vereinten vor. Gerade Trans*Menschen sind weltweit erheblich von HIV betroffen und werden ebenso weltweit ausgegrenzt, diskriminiert und misshandelt. Sie mahnte an, dass die 90-90-90 Ziele sicher ehrgeizige Ziele sind, aber dennoch bleiben auch so 10-10-10 zurück und wenn das Ziel "Leaving no one behind" ist, dann dürfen wir auch nicht einhalten bis wir alle Menschen erreicht haben. "Das wahre Ziel muss lauten: 100-100-100!"

Diese beiden, sehr bewegenden, Beiträge hoffe ich später im Wortlaut veröffentlichen zu können.

Am Freitag musste ich mich dann schon auf meine Abreise vorbereiten und nutze die Zeit noch für ein paar kleine Gespräche und Verabschiedungen mit den neu gewonnenen Kontakten.

Bei aller berechtigten und wichtigen Kritik an den Ergebnissen des HLM ziehe ich eine durchaus positive Bilanz, denn es geht auch um die zukünftige Finanzierung von UNAIDS und dem Global Fund (to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria). Wir brauchen nämlich mehr Geber-Länder, die einzahlen und den Fund weiter finanzieren und die ersten Länder haben sich bereiterklärt ihre Beiträge zum Global Fund zu erhöhen.

Und die politische Erklärung ist nunmal ein Minimalkompromiss und als solcher darf jede Nation diese gemeinsamen Ziele übertreffen. Aber diese Staaten sind ohnehin nicht das Problem. Das Problem sind die Staaten, die Diskriminierung fördern, oder wenigstens zulassen. Und ein paar Staaten haben nun auf internationalen Druck reagiert und dieser Resolution zugestimmt. Das wird für die einzelnen Betroffenen(gruppen) erstmal noch keine konkreten Auswirkungen haben, immerhin stärkt es ihnen den Rücken, macht international auf die Missstände aufmerksam und wir haben bei diesen Meetings die Möglichkeit uns international auf allerhöchster Ebene zu vernetzen. Auch deshalb ist es so wichtig, dass niemand zurückgelassen und ausgeschlossen wird. 

Jetzt ist es an den einzelnen Regierungen Taten folgen zu lassen. In fünf Jahren sehen wir uns hoffentlich wieder und sind ein gutes Stück vorangekommen. Dafür werde ich weiter kämpfen.

Mich hat das #HLM2016AIDS sehr motiviert, ich habe viel gelernt und ich bin sehr stolz und dankbar, dass ich die Ehre hatte Deutschland als Vertreter der Menschen mit HIV in der ersten Reihe zu repräsentieren.

Wer mehr erfahren will, kann mich gerne kontaktieren. Ich hoffe auch ein kleines Video erstellen zu können. 

VIELEN DANK ! ! !

bjoern . positHIV [@] t - online . de

Die Resolution: 
http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/2016-political-declaration-HIV-AIDS_en.pdf

Links mit Infos zur DAH:
https://www.aidshilfe.de/meldung/vereinte-nationen-hivaids-gebremster-fortschritt
https://www.aidshilfe.de/meldung/sprueche-aids-beenden
https://www.aidshilfe.de/meldung/un-aids-versammlung-beendet-taten-folgen

UNAIDS:
http://www.unaids.org/en/resources/presscentre/pressreleaseandstatementarchive/2016/june/20160609_fund



Meine Rede - auf deutsch #HLM2016AIDS #endingAIDSby2030

Sehr geehrter Herr Minister Gröhe,
sehr geehrte Botschafterin Doussey-Cavassini,
sehr geehrter Dr. Loures,
liebe Exzellenzen, Gäste, Kollegen, Freunde und Mitstreiter,

Vielen Dank für die Gelegenheit, ein paar Worte aus der Perspektive eines HIV-positiven Mannes hier an Sie richten zu dürfen.

Als ich über mein eigenes Testergebnis informiert wurde, hatte ich das Gefühl in der Zeit zurück zu reisen. Es warf mich in die achtziger Jahre zurück und ich hatte all diese schrecklichen
Bilder von AIDS vor Augen, wie sie auch heute noch so präsent in unseren Köpfen sind.
Für eine Sekunde fühlte ich als würde ich sterben. Natürlich wusste ich, dass das nicht passiert, aber - für einen kurzen Moment - fühlte es sich eben so an. Auch 2010 noch und in Deutschland.

Es kommt mir vor als lebten wir alle in einer permanenten Zeitverschiebung. Viele wissen nicht
was seit den achtziger Jahren passiert ist - medizinisch und gesellschaftlich. Viele wissen nicht, was eine "nicht nachweisbare Viruslast" bedeutet. Diese unterschiedlichen Informationsstände bringen uns in diese "Ungleichzeitigkeit". Und solche Erfahrungen machen wir alle immer wieder - HIV-positiv, oder negativ.

Auch im Jahr 2016 ist HIV an vielen Orten der Welt noch immer ein Tabu, obwohl wir in der Lage sind das Virus gut unter Kontrolle zu halten. Wir können sexuelle Übertragungen verhindern,
wir können Mutter-zu-Kind-Übertragungen in der Schwangerschaft und bei der Geburt verhindern, und wir können das Virus so soweit im Griff, dass Menschen ein normales Leben ohne Angst vor dem Tod oder Krankheiten wegen HIV leben können. Also, warum ist dieses Virus noch so ein Tabu ?!

Manchmal machen meine Zeit reisen mich sehr traurig und wütend. Vor allem, wenn ich mir anhören muss "Du bist schwul, Du wusstest doch, dass das passieren wird." Es ist zu einfach, die Welt nur in schwarz und weiß und in "gut" und "schlecht" zu sehen. Menschen, die "anders" sind, dürfen nicht auf diese Weise abgewertet werden! Je stärker die Angst vor dem anderen - dem Fremden -, desto  größer ist die Abwertung bis hin zu körperlicher Gewalt.

Als schwuler Mann ist mir diese Abwertung und Ausgrenzung nicht unbekannt. Und als HIV-positiver Mann erlebe ich Diskriminierung und Stigmatisierung nicht nur in der schwulen/LSBTIQ-
Community, sondern in der gesamten Gesellschaft - jeden Tag. Und auch unter Menschen mit HIV werden wir in "gut" ("unter der Nachweisgrenze") und "schlecht" (die (noch) keine Medikamente nehmen) unterschieden.

Dank des medizinischen Fortschritts leiden wir immer weniger an HIV-bedingten Krankheiten, aber wir leiden sehr unter Ausgrenzung, Diskriminierung und Stigmatisierung!

Das Stigma muss bekämpft und beendet werden, wenn wir den Menschen die Angst zu nehmen wollen, die HIV umgibt -denn Angst ist niemals ein guter Ratgeber! Angst hält Menschen davon ab ehrlich über wichtige Dinge zu sprechen; Angst hält Menschen davon ab, einen HIV
Test zu machen und Angst bringt Menschen dazu andere auszuschließen und führt zu Gewalt gegen die, die ausgegrenzt werden. Aus der Angst wird das Stigma geboren und daraus erwachsen Tabus.

Wir müssen wir lernen, uns selbst zu akzeptieren wie wir sind, ohne Furcht vor Abwertung und Ausgrenzung. Die Bundesregierung hat ihre Strategie für den Umgang mit
HIV, sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) und Hepatitis gerade neu erarbeitet und betont die Bedeutung von Akzeptanz und der Bekämpfung von Diskriminierung und Stigmatisierung. Denn dort wo Menschen gezwungen sind, anders zu sein, nicht sie selbst zu sein, können sie nicht gedeihen, und Ängste wachsen - Angst vor Ausgrenzung und Angst vor körperlicher und seelischer Gewalt.

UNAIDS ist ein wichtiger Partner in diesem Kampf. Für eine Gesellschaft mit
#ZERODISCRIMINATION. Wir müssen die Angst vor "anderen" bis zum Ende von Stigmatisierung bekämpfen. Ich finde die Kampagne "ProTestHIV" ist gerade deshalb so wunderbar, weil sie nicht nur "pro HIV-Test"wirbt , sondern auch ein Protest gegen jede Form der Diskriminierung ist.

Aber Testkampagnen sind nutzlos, wenn Menschen mit HIV keinen Zugang zu Behandlung und Therapie haben. Im Jahr 2016, in einer Zeit allgegenwärtiger Diskussionen über Globalisierung und
TTIP, muss ein erklärtes Ziel für alle (Industrie-)Nationen sein, allen Menschen Zugang zu HIV-Medikamenten zu ermöglich - und zwar weltweit und absolut bedingungslos!

Wir dürfen niemanden zurücklassen!

Und  um Ungleichzeitigkeit zu überwinden, brauchen wir Bildung, wir brauchen Respekt vor jede*r und jede*m Individuum, und wir brauchen Akzeptanz für alle Menschen und Lebensweisen. Nur eine gut ausgebildete, respektvolle und akzeptierende Gesellschaft wird in der Lage sein, der globalen Herausforderung HIV und AIDS zu bekämpfen, erfolgreich zu begegnen.

Ich bin sehr stolz und glücklich, hier zu sein und mich gemeinsam mit Ihnen diesen Herausforderungen zu stellen: für eine Menschheit ohne Diskriminierung. So werden wir - gemeinsam - AIDS bis zum Jahr 2030 beenden.

Mittwoch, 8. Juni 2016

Rede beim High Level Meeting Empfang des Bundesgesundheitsministers und der Schweizer Botschafterin 8.6.2016

Dear Minister Gröhe,
dear Excellency Doussey-Cavassini,
dear Dr. Loures,
dear Excellencies, guests, collegues, friends and fellow activists,

thank you for the opportunity to say a few words here from the perspective of a
man living with HIV.

When I was informed about my own test result I had the feeling of traveling
back in time. It threw me back to the eighties, and I had all these horrible
pictures of AIDS in mind, as they are still so vividly in our minds today.
For a second, I felt like I was going to die. Even though I knew it would not
happen, for a brief moment I felt that way. 2010. In Germany. 

It seems to me that we all live in a permanent time shift. Many people do not
know what has happened since the eighties - medically and socially. Many
do not know what an „undetectable viral load” means. These differing levels of
information lead us to this „nonsimultaneity“. Such experiences we've all made HIV-positive, or HIV-negative.

In 2016, HIV is in many places a taboo, even though we are able to keep the
virus under control. We can prevent sexual transmission of the virus,
we can prevent mother-to child transmission in pregnancy and childbirth and we can control the virus so that people can live normal lives without fear of death or illness because of HIV. So why is this virus still such a taboo?!

Sometimes my time traveling makes me very sad and angry. Especially when I
hear: „You're gay, you knew it would happen.“ It's too easy to see the world
in black and white and divided into „good“ and „bad“. People who are
„different“ should not be devalued in this way. The stronger the fear of the
other - the different, the greater the devaluation, even so as to reach
physical violence.

As a gay man this devaluation is not unknown to me. And as an HIV-positive
man I experience discrimination and stigmatization not only in the gay
community, but throughout society - every single day. And even among people with HIV, we are divided into „good“ ( for the „undetectable“) and „bad“ (for those not yet taking medication).

Medical advances mean we no longer have to get sick from HIV. But we still
suffer the sickness of exclusion, discrimination and stigmatization!
Stigma must be fought and stopped if we humans want to take away the fear
surrounding HIV because fear is never a good counselor. Fear keeps people from
talking honestly about important things. Fear keeps people from taking an HIV
test and fear causes people to exclude others and leads to violence against
them. Fear is the birthplace of stigma and from there rises the taboo.

So we must learn to accept ourselves as we are, without fear of judgment.
The federal government of Germany revised its strategy for dealing with
HIV, STIs and hepatitis and stresses the importance of acceptance and the
reduction of discrimination and stigma. Because wherever people are forced to be different, not allowed to be themselves, they cannot thrive and there is
increasing fear - fear of exclusion and social ostracism.

UNAIDS is an important partner in this fight. For a society with
#ZERODISCRIMINATION we must fight fear until the end of stigma. The campaign „ProTestHIV“ is wonderful, because it is not only „pro testing“, but also a protest against discrimination.

But test campaigns are useless if people with HIV don’t have access to treatment. In 2016, in an era of ubiquitous discussions about globalization and
TTIP, access to HIV drugs must be a target for all industrialized countries.
HIV drugs must be accessable all over the world!

We must not leave anyone behind!



And to overcome non-simultaneity, we need education, we need respect and we need acceptance of all individuals and their lifestyles. Only an educated,
respectful and an accepting society in which people with HIV and AIDS are
included can meet the challenges of HIV and AIDS successfully.

I am very proud and happy to be here and to share with you these challenges, for a humanity without discrimination; and this way, we will - together - defeat

AIDS by 2030.

Freitag, 3. Juni 2016

Rede beim Empfang von UNAIDS zur Berlinale 2016 (14.2.2016)

I am very happy to be here with all of you today for this wonderful
occasion.

When Holger from Deutsche Aidshilfe asked me to join today for the presentation of a worldwide HIV-test-campaign my first thought was „Well, you’re almost six years too
late for me“.

My own test result felt like time traveling, but not in a good way. It threw me
back into the eighties and I saw all those horrible pictures of AIDS as we
knew it then. In one second I felt like I was going to die. Of course I knew that
that was not about to happen, but still I felt that way. At least for a brief
moment.

Now, nearly six years later, those time-travels still happen. Not just with me,
but with people I meet, or talk to. They don’t know what has happened since
1996, they don’t know what „undetectable viral load“ means. And to me that
seems like they live in an other time. And that happens to all of us HIVpositive
or HIV-negative.

Why is that? How can a virus, that still is able to kill us, that EVERYONE
can get, is such a tabu?

Sometimes my time-traveling-journeys make me very sad. That’s when I
have to hear „You’re gay. You knew that would happen to you.“ It’s so
easy to think „here is „us“ and there are „them“. „I’m good“ and they’re..
well… not good. And „they“ are „not good“ because „they“ did something
„wrong“. That can be sex (what I loooove), it can be drugs, or whatever.
They divide us into black and white, good and wrong, healthy and sick. And I
find this to be sick. This stigmatization has to come to an end. If we want to
fight AIDS, we have to fight stigmatization of people with HIV, of gays,
lesbians, drug users, sexworkers, well everybody who does not live a
„normal“ life. All of us are confronted with stigmatization, exclusion and
violence.

It’s fear that keeps us from going to an HIV-test. Fear to be / or become „one
of them“. We don’t want to be excluded, kept apart. And that’s the ankle!
That’s exactly what I love about that campaign: ProTest HIV. It’s a pro, but it’s
a protest, too!

Wherever one is forced to be different, not him or herself, one can not
flourish and there grows fear. And fear is never a good advisor.



For a society with #ZERODISCRIMINATION we have to fight fear to end
stigmatization. And we do that with education, with respect and with
acceptance of all individual livestyles. Only an educated, respectful and
accepting society, in which people with HIV and AIDS are included, can
face the challenges of HIV and AIDS successfully.

For all those reasons I am very happy and proud to be here with you. We
will fight the Stigma, we will promote HIV-testing and so we will end AIDS
at 2030.


Thank you all for your work! Together we’re strong!

Ein Beitrag für den IWWIT-Blog „Vom ersten Tag an führten wir eine offene Beziehung – die immer sehr eng war.“

Ich hab mich sehr gefreut als das IWWIT-Team mich fragte, ob ich einen kleinen Beitrag über meine Ehe mit dem besten Ehemann von allen* schreiben kann. (* Anleihe bei Ephraim Kischon)
Hier könnt ihr lesen, was daraus geworden ist, aber vorab noch einige Worte zu den Diskussionen, die auf der Facebook-Seite von IWWIT (ICH WEISS WAS ICH TU) geführt wurde. Die Beziehung mit meinem Mann ist unsere Beziehung und kein Vorbild, schon gar keine Empfehlung an andere. Jede*r muss für sich herausfinden und entscheiden, welche Beziehungsform passt. Beleidigungen sind da völlig unangemessen. Leider warf man mir vor, ich würde auf alles und jeden springen, der nicht schnell genug den Baum hoch kommt, oder auch dass es kein Wunder sei, dass ich HIV-positiv bin. Das finde ich alles schade, ich habe niemandem etwas getan und bewerte andere Beziehungen grundsätzlich nicht. Warum werde aber ich in diesem Fall so herabgewertet?
Aber lest selbst. Ein paar Kommentare könnt ihr unten dann lesen.
Und bei Interesse schaut mal auf http://www.iwwit.de/blog/ vorbei 😉
Anderen zu gefallen ist okay, darf aber nicht zum Kompass des eigenen Handelns werden. Fähnchen im Wind haben wir schon genug, findet Björn, der sich zu dem Thema „offene Beziehungen“ seine Gedanken gemacht hat.
Die meisten Männer haben gerne Sex, und bei schwulen Männern ist das nach meiner Erfahrung nicht anders. Eine Umfrage aus Großbritannien kommt zu dem Ergebnis, dass 41 Prozent von etwa 1.000 befragten schwulen Männern eine offene Beziehung führen, oder geführt haben. 75 Prozent davon finden diese Beziehungsform „großartig“. Auch wenn die Ergebnisse nicht komplett auf Deutschland zu übertragen sind, gibt es doch sicherlich sehr viele bei uns, die das ähnlich sehen. Ich lebe zum Beispiel auch in einer offenen Beziehung, außerdem kenne ich wenige wirklich monogame Schwule. Auf der Facebook-Seite von ICH WEISS WAS ICH TU ergab sich letztens unter einem Post zum Thema „Offene Beziehungen“ eine lebhafte Diskussion, an der ich mich dann beteiligte.
Ich war ziemlich überrascht wie sehr die Meinungen auseinandergingen und geschockt, wie hart diejenigen kritisiert und angegangen wurden, die in offenen Beziehungen leben. „Wieso denken Schwule eigentlich immer nur an Sex?“ „Man muss doch die Partner nicht wie Unterwäsche wechseln!“, oder „Dann braucht man keine Beziehung; da wird das Klischee über die Schwulen wieder komplett bestätigt“ konnte ich da lesen.
Es ärgert mich, dass manche Schwule ebenso homophob argumentieren, wie manche Heteros. 
Aufgefallen ist mir dabei, dass es eine Angst gibt, die Klischees zu erfüllen. Scheinbar gibt es eine ganze Reihe schwuler Männer, die sich eher anpassen als die eigene Bedürfnisse zu erkunden und authentisch zu leben. Studien zeigen etwa 57 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen gehen fremd. Bei schwulen Männern kann man sich die Wahrscheinlichkeit von „echter Treue“ (also auch in den so genannten monogamen Beziehungen, wo dann hinter dem Rücken des anderen fremdgegangen wird) also ausrechnen. Was ich mir allerdings sehr gerne anschauen würde, wäre die Zahl der Kommentatoren, die mich und andere kritisieren, selbst aber nicht anders handeln als ich … Kein Mensch hat das Recht über die Beziehung anderer zu urteilen!
Ich habe meinen Mann vor knapp fünf Jahren kennengelernt und es ging alles sehr schnell: nach einem Jahr waren wir verlobt, ein Jahr später verheiratet. Vom ersten Tag an führten wir eine offene Beziehung – die immer sehr eng war. Wir gehen in allen Dingen offen und ehrlich miteinander um. Genau das finde ich entscheidend: dem Partner nichts verheimlichen zu müssen. Wir schätzen diese Ehrlichkeit beide sehr, auch wenn das manchmal nicht ganz leicht ist.
Das Wort „offen“ bezieht sich auch auf unsere Kommunikation.
Aus meiner Sicht decken sich auch nicht unbedingt die sexuellen Bedürfnisse beider Partner, das müssen sie auch nicht. Es stört mich nicht, wenn mein Mann Dinge, die ich nicht mag, mit anderen macht – im Gegenteil. In offenen Beziehungen wird das jedenfalls thematisiert und das ist schon mal ein wichtiger Schritt. Wenn man sich nicht traut etwas anzusprechen, ist das ein Problem. „Offen“ bezieht sich auch auf unsere Kommunikation.
Allerdings hat mich die Schärfe der Kritik wirklich überrascht. Ich hatte das Gefühl für das „schlechte Bild“ der Schwulen in der Gesellschaft verantwortlich gemacht zu werden. Scheinbar habe ich einen wunden Punkt getroffen. Mein Mann und ich verstecken uns und unsere Bedürfnisse nicht, sondern leben sie aus und sind damit glücklich!
Etwas nicht zu tun, weil andere das bewerten, ist nach meiner Überzeugung der falsche Weg. Anderen zu gefallen ist okay, darf aber nicht zum Kompass des eigenen Handelns werden. Fähnchen im Wind haben wir schon genug. Wichtig ist mir dabei nochmal klarzumachen, dass ich nicht über andere urteile. Wer für sich entschieden hat, monogam zu leben, soll das tun. Jeder sollte den Weg gehen, der den eigenen Bedürfnissen entspricht. Kompromisse einzugehen, nur um nicht Single zu sein, oder Moralvorstellungen anderer zu erfüllen: Nein Danke!

Kommentare: 
"Wisst ihr was das nennt man Freunde mit gewissen Vorzügen das ist doch keine Partnerschaft !genauso bekloppt wie wir heiraten als beste Freunde wegen den Steuer Vorteilen!kann und will ich nicht verstehen!offene Beziehung ?nein danke!"
"Offene Beziehung für Leute die auch sex mit anderen brauchen , weil der eigene Partner nicht ausreicht. Ich brauche so was nicht. Mir reicht ein typ voll kommen aus."
"Wer fremdgeht ist das letzte. Es gibt entweder Beziehung, oder Freiheit. Ich war auch einmal so beziehungsunreif und meinte, offene Beziehung funktioniert. Bullshit!"
"Das man ,, Sowas,, überhaupt als Beziehung bezeichnet stößt bei mir auf Unverständnis. Entweder bin ich Single und hab mit Anderen Sex oder ich bin in einer Beziehung und habe nur den Einen. Nennt es lieber Freundschaft + , denn mehr ist das auch nicht."

Donnerstag, 19. Juni 2014

Queer?! Queer!

Ich wage mich mal an ein Thema, was mich nun seit einiger Zeit beschäftigt. Wie heterogen ist die schwul-lesbische Community, oder besser der Anteil der LGBTIQ in unserer Gesellschaft?

Das Wesentliche was Schwule und Lesben verbindet ist aus meiner Sicht nicht die 'homosexuelle' Identität, sondern die gemeinsame Situation sich Anfeindungen, Diskriminierungen und zum Teil sogar Strafverfolgung gegenüber zu sehen. Da es nicht 'die Lesbe' und 'den Schwulen' gibt, sehe ich ansonsten wenig Gemeinsamkeiten. Man hat sich also in einer Art Zweckgemeinschaft zusammengetan, um den vielseitigen Diskriminierungen zu begegnen und bekämpfen.

In den letzten Jahren hat sich unsere Regenbogen-Community immer weiter ausdifferenziert und eine langsam wachsende Akzeptanz für Menschen, die 'anders' sind, macht es vielen leichter zu sich zu stehen.

So wurde aus der schwul-lesbischen Community eine LGBTIQ-Community. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queers. Wobei 'queer' eigentlich alle umfasst. Queer ist anders als der Standart.

Ich wurde in den letzten Wochen oft gefragt: "Was ist diese Conchita Wurst eigentlich?"
Und mein erster Gedanke war immer "Großartig!".

Conchita Wurst passt in kein richtiges Schema. Ein schwuler Mann, der auf der Bühne eine Frau imitiert. Das gibt es ständig. Meist sind die weiblichen Merkmale extrem betont. Conchita durchbricht das. Dezentes Makeup, kein ausgestopfter BH und dann der Bart. Das Markenzeichen. Eine Provokation. Es gibt hierfür keine Schublade, kein Klischee.
Warum sollte sich Conchita auch in eine Schublade pressen lassen?! 'That's what I am' sang sie und kommentierte "Ich bin, was ich bin und der Rest ist Wurst!" So ist der Name Programm und eine gesellschaftspolitische Aussage zugleich.

Für mich ist Conchita Wurst eine großartige, queere Person. 

Und auch der Begriff 'queer' ist großartig, weil er jedem einen Raum bietet. Ich muss mich nicht mehr in der engen, bunten, feiernden und ständig rumfickenden Schublade der Schwulen gefangen fühlen. Ich darf als Queer Sex mit Männern haben, ich darf Fussball schauen, Äppler trinken und ein Heinz Schenk-Fan sein. 

'Queer' bricht so alle Klischees auf und umfasst uns alle, ohne uns festzulegen, oder zu bewerten. Jeder kann so sein, wie er/sie/* will. Auch heute mal so und morgen anders. Es gibt keine Vorurteile für 'queer', weil es sie gar nicht geben kann. Das ist großartig!

Politisch gesehen, ist der Anteil von Queers in unserer Gesellschaft viel größer als nur Lesben und Schwule. Damit haben wir auch ein anderes Gewicht und können nicht so einfach ignoriert und übergangen werden. Aber auch diese queere Community ist noch lesbisch und schwul und trans* und und und....
Wir haben die gleichen Macht- und Ränkespielchen. Gerade wenn es um Fördermittel für Vereine geht. Gesellschaftliche Emanzipation ist kein einfacher Weg. Das merken wir jetzt, wo wir rechtlich weitgehend gleichgestellt sind. Zumindest gilt das für Lebenspartnerschaften. 
Queer bedeutet dann auch innerhalb der Community auf die Situation von Transgendern und Intersexuellen aufmerksam zu machen und Solidarität zu zeigen. Auch wenn ich als schwuler Mann fast schon Mainstream bin, kann ich nicht akzeptieren, dass junge Menschen mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen verstümmelt werden. 2014 in Deutschland. Unglaublich. Unerträglich!


'Queer' wächst noch, entwickelt sich und lässt sich nicht festlegen. So können wir alle in Ruhe lernen gemeinsam queer zu sein. Jede/r auf seine Weise.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Alltagssexismus und andere Respektlosigkeiten

Ich bin wirklich erstaunt über die laufende Diskussion zu alltäglichem Sexismus in Deutschland. Aber mal im Ernst meine Damen, wir sind alle davon betroffen. Als schwuler Mann muss man täglich mit Sexismus kämpfen und sich wehren! Aber Männer gehen damit wohl generell anders um und sind auch irgendwie immer Opfer und Täter.

Ich habe gerade als junger Schwuler und dazu noch mit einer Turnerfigur ausgestattet jeden Tag mit Sexismus zu tun gehabt, wenn ich mich in der Szene bewegt habe. Kaum einer hat sich für mich als Mensch interessiert, ich war einfach oft "Frischfleisch". Das ist unglaublich verletzend und ich musste mir selbst Strategien erarbeiten, wie ich damit umgehen, oder besser diese Annäherungen umgehen konnte.

Im Lauf der Zeit stumpft man als schwuler Mann ab. Ich habe mir eine selbstbewusste, dicke Haut zugelegt und kann heute ausreichend gut kontern, wenn es mir unangenehm ist.

Männer sind eben gelegentlich hormonell übersteuert und vielleicht entwickelt sich so ein gewisses Verständnis für den anderen. Dennoch muss ein Nein vom Gegenüber akzeptiert und respektiert werden. Selbst wenn ich in eine schwule Sauna gehe, ist das nicht mit einem Freifahrschein gleichzusetzen mich anzufummeln! "Du willst das doch auch, sonst wärest Du nicht hier/hättest dir was anderes angezogen" oder so ähnlich, darf es einfach nicht geben!

Freud könnte uns dazu sicherlich einige hilfreiche Hinweise geben. Sexismus scheint mir auch oft ein Ausdruck der eigenen (gefühlten?! ;-) ) Position in der Hierarchie zu sein. Da fragt man sich doch, ob man den Weg aus dem Affenrudel zum Mensch in einer sozialen Gesellschaft wirklich geschafft hat ;-)

Wenn mir das passiert ist, habe ich mich immer wahnsinnig aufgeregt und geärgert, dass ich mehr zu bieten habe (naja hatte ;-) ) als einen Waschbrettbauch und dicke Oberarme. Das schien aber kaum einen zu interessieren. Irgendwann begann ich das zu meinem Vorteil zu nutzen. Und dann ertappt man sich hin und wieder dabei, wie schwer es manchmal sein kann, sein Gegenüber so zu respektieren, wie es einfach notwendig ist. Mit zunehmendem Alter nimmt man jüngere Menschen oft weniger Ernst und dann ist man auf einmal auf der anderen Seite des Geschehens. Eigentlich würde ich jetzt sagen "ich bin eben auch nur ein Mann", aber das kann es ja nicht sein. Im 21. Jahrhundert sind wir Männer nicht mehr Opfer unserer Hormone.

Leider geht dabei der gegenseitige Respekt dann völlig flöten, wenn man den Spieß umdreht. Und das ist das Gefährliche an der Sache: Wenn man sich nicht mehr respektiert, werden Grenzen überschritten, die wir für das Zusammenleben aber dringend brauchen.

Dennoch halte ich es für wichtig, dass man offensiv gehen solches Verhalten vorgeht. Ein Patentrezept gibt es da sicher nicht, aber zum Glück individuelle Beratungsangebote.

Fazit: Mehr Respekt - weniger Sexismus!


—-- Artikel wurde auf meinem iPad erstellt