Samstag, 8. September 2012

Die CDU und die Lebenspartnerschaften. Und ich. Mittendrin.

Mich nervt diese Diskussion langsam.

Ich bin nun schon fast zehn Jahre Mitglied der CDU, engagiere mich innerhalb der CDU für deren Ziele, aber aber auch außerhalb. Ich kämpfe gegen Vorurteile gegen Schwule und Lesben und hatte fast schon das Gefühl, dass dieser Kampf in der CDU bald vorbei ist.

Die Diskussion der letzten Wochen ruft nun alle Hardliner auf den Plan und zeigt das Ausmaß der Homophobie (ein anderes Wort fällt mir nicht ein) innerhalb der Unionsparteien, und zwar in aller Schärfe.

Die Kritiker verstecken sich dabei hinter dem Schutz von Ehe und Kindern, erklären dabei noch, sie seien nicht homophob und verweisen auf die bisher mitgetragenen Gleichstellungen im Lebenspartnerschaftsrecht.
Allerdings verwehren sie den Lesben und Schwulen in Lebenspartnerschaften die Gleichbehandlung als Familie im Steuer- und Adoptionsrecht. Immer zum angeblichen Schutz von Ehe, Familie und der Kinder.

Schützt es die Ehe, wenn Außenstehende ungleich behandelt werden? Schützt es das Adoptivkind, wenn der Vater, oder die Mutter stirbt und der hinterbliebene Elternteil dann nicht mehr sorgeberechtigt ist?

Vor Kurzem hat die Union noch darüber diskutiert Partnerschaften ohne Kinder mit einer 'Demographie-Abgabe' zur Kasse zu bitten und gerade Paare mit Kinderwunsch (egal, ob hetero-, oder homosexuell) zusätzlich zu bestrafen.

Dies alles ist für mich Ausdruck einer grundsätzlichen Ideenlosigkeit auch in Zeiten knapper Kassen eine kreative und zukunftsweisende Familienpolitik zu gestalten. So bleibt man in alten, überkommenen Modellen verhaftet und verfällt orientierungslosen Aktionismus, anstatt die Lebenswirklichkeit anzunehmen und Politik so zu gestalten, dass sie jungen Menschen Anreize und ausreichend Sicherheit bietet eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen.

Der staatliche Schutz, die besondere Förderung sollte die Familien in den Fokus nehmen, die Kinder erziehen und somit auch auf diese Unterstützung angewiesen sind. Diese Förderung sollte nicht allein in steuerlichen Vorteilen spürbar sein, sondern umfassend.

Die Gesellschaft entwickelt sich immer familienunfreundlicher. Gerade wer beruflich erfolgreich sein will, kann Termine und Verpflichtungen nicht mit seiner familiären Verantwortung ablehnen, ohne dies als Schwäche ausgelegt zu bekommen. Gerade die Firmen, die Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, sind besonders beliebt und dadurch auch erfolgreich. In der Politik gilt dies leider nicht. Der Bundestag hat meines Wissens keine eigene Kinderbetreuung.

Jetzt wollen Lesben und Schwule auch als Familien anerkannt werden und mit den Ehen rechtlich gleichgestellt sein. Absolut verständlich.

Erschreckenderweise hat die Art und Emotionalität der Debatte dazu jetzt die Schärfe der Ablehnung gegenüber Lesben und Schwulen zutage gebracht. Ich hätte niemals erwartet, dass Argumente, wie sie angeführt werden, noch immer in den Köpfen unserer Entscheidungsträger herumschwirren und sich scheinbar dort hartnäckig festsetzen.

Dabei war ich bis vor einiger Zeit selbst noch davon überzeugt, niemals eine Lebenspartnerschaft einzugehen, weil es nicht zu meinem Leben passte. Entsprechend sah ich die Politik dahinter auch sehr pragmatisch und nüchtern. Dies hat sich plötzlich geändert als ich den Mann kennengelernt habe mit dem ich mein restliches Leben verbringen will. Jetzt fühle ich mich auf einmal diskriminiert, weil unsere Liebe und Fürsorge von einigen Menschen als minderwertig gesehen wird und man mir verwehren will in einer Beziehung zu leben, wie man es mir überall vorlebt, in meiner Familie, bei meinen Freunden und überall in der Öffentlichkeit. Ich möchte mit meinem Partner eine Beziehung leben, wie es meine Eltern und Großeltern tun. Ich will vor meiner Familie, meinen Freunden und vor dem Staat meine Liebe und Fürsorge für meinen Mann dokumentieren und dies feiern. Dazu gehört für mich selbstverständlich alle Pflichten einer Ehe zu übernehmen, und komme was wolle für meinen Mann einzustehen. Vom Staat erwarte ich genau diese kompromisslose Anerkennung dieser Beziehung, weil sie bis auf den Sex keinen Unterschied hat. Und mein Sexualleben geht den Staat nichts an, solange ich nicht mit dem StGB in Konflikt komme!

Niemand, der sich zu einer Lebenspartnerschaft entscheidet, tut dies aus finanziellen Gründen. Die Menschen, die aus Liebe und Fürsorge dem Partner gegenüber diese Beziehung dokumentieren und gegenseitig absichern wollen, dürfen nicht diskriminiert werden. Der Staat sollte froh sein über jede stabile Beziehung auch vor dem Gesetz, egal ob homo-, oder heterosexuell! Fast 50 Prozent der Ehen werden geschieden, und die meisten Kinder kommen heute nicht mit in den klassischen Ehen zur Welt.

Wie kann man ernsthaft auf Grundlage dieses Wissens gegen die Gleichstellung der Lebenspartnerschaften argumentieren und erklären, nicht homophob zu sein?!

Nach dem Grundgesetz sind alle Menschen gleich und ihre Würde unverletzlich. Das tun diese lauten, aggressiven Pseudofamilienschützer dennoch gerade. Sie verletzen meine Würde, und die Würde von Millionen Lesben, Schwulen und Bisexuellen. Das ist unerträglich!!!




—-- Artikel wurde auf meinem iPad erstellt